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Hersteller und Einsatzformen Turkmenischer Teppiche
Aus der nomadischen Lebensweise ergeben sich einige Anforderungen an den „Hausrat“: er musste einerseits leicht transportierbar sein, andererseits sollten die Gegenstände aus Materialien herge-stellt werden, die den Nomaden stets und einfach zur Verfügung stehen. Die turkmenischen Nomaden hatten alle zunächst ein Pferd, das Statussymbol jedes turkmenischen Mannes. Das Pferd war auch lebensnotwendig, da bei kriegerischen Auseinandersetzungen die Männer auf Pferden in die Kämpfe zogen. Die Lebensgrundlage bildeten jedoch die Schafherden, die neben dem Fleisch, das bei feierlichen und rituellen Anlässen geopfert wurde, vor allem auch die Wolle zur Verfügung stellten. Die Versorgung der Herde und die Teppichknüpfung war die Domäne der Frauen.
Aus der Vielfalt der Nutzung der Knüpfarbeiten gab es, neben den Hauptteppichen, folgende Einsatzformen von Knüpf- und Webarbeiten der Turkmenen:
- Engsi (Ensi): Der Verwendungszweck als Jurten-Eingangsbehang ist weitgehend akzeptiert, jedoch nicht sicher. Engsis mit einer fensterkreuzartigen Gleiderung werden „Hatschlou“ genannt, die auch als Gebetstepppiche in Verwendung gewesen sein sollen.
- Namazlik: Genküpfte oder gewebte Gebetsteppiche, die zumeist eine Gebetsnische in Giebel-form (=Mihrab) vorweisen
- Salatschak: 6-seitiger Wiegen- oder Gebetsteppich gewebt oder geknüpft
- Kapunuk: Portale, Schmuckbehang über dem Zeilteingang (Portalseitig)
- Germetsch: Schwellenteppich, der auf einem aufgespannt zwischen den Türpfosten, gegen Staub und eindringendes Kleingetier schützte. Aufgrund der starken Abnützung sind die Germetsch sehr selten.
- Zeltbänder: In Flachgewebstechnik mit mehrfarbig aufgezogenen mustertragenden Kettfäden oder in Knüpftechnik wurden Streifen gearbeitet, um die Zeltkonstruktion zusätzlich zu befestigen.
- Tschowal oder Torba: Große und kleinere Taschen, die einerseits im Zelt aufgehängt wurden, andererseits auch als Transportbehälter bei der Wanderung dienten. Diese Torbas bzw. Tschowals wurden meist paarweise geknüpft bzw. gewebt.
- Mafrasch: Kleinformatige Zelttaschen, die als Truhen bzw. Dekoration von Truhen dienten. Mafrasch haben meist einen Flachgewebgsrücken.
- Khordjin: Satteltaschen mit geknüpften oder gewebten Taschenfronten, dazwischen meist mit Flachgewebe und Verschlußschlaufen.
- Boktsche: Aus einem Stück gearbeitete, briefumschlagförmige Tasche , die sehr oft zur Aufbewahrung des Koran diente.
- Eyerlik und Tscherlik: Satteldecken
- Asmalyk: Zumeist 5-seitig eher seltener 7-seitiger paarweise gearbeiteter Seitenschmuck der Tiere (meist für die Kamele).