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Hamadan-Gebiet
- Hamadan: Die Distrikthauptstadt Hamadan hat ca. 400.000 Einwohner und entstand im 2. Jahrtausend vor unserer Zeit . Sie war unter dem Namen Ekbatana bis ins 6. Jahrhundert vor unserer Zeit die Hauptstadt des iranischen Meder-Reiches und gilt damit als eine der ältesten Städte Irans (vielleicht die älteste). Angeblich sollen von hier aus die Heiligen Drei Könige nach Bethlehem aufgebrochen sein.
Der Name "Hamedân" oder "Hamadân" leitet sich vom altpersischen "Ha(m)gmatâna" bedeutet wohl "Stadt der Versammlung" (aus "ham-gmata-" = zusammen-gekommen).
Nach ihrem Sieg über die persischen Sassaniden in der Schlacht bei Nehawend eroberten die arabischen Muslime 642 auch Hamadan, der Schlachtort Nehawend liegt in der Provinz Hamadan. Die Araber machten Hamadan zu Provinzhauptstadt, doch 643 und 644 kam es zunächst noch zu Aufständen gegen das arabische Kalifat.
Anders als der - größtenteils erst im 17. und 18. Jahrhundert schiitisch gewordene - übrige Iran wurde Hamadan schon früh, im 10. Jahrhundert ein Zentrum des schiitischen Islam.
Seine höchste Blüte erreichte Hamadan unter den Seldschuken-Sultanen, die von hier aus bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts Bagdad und Rayy beherrschten, ehe sie den Choresmiern erlagen. 1221 und 1224 zerstörten die Mongolen die Stadt und töteten die meisten ihrer Bewohner. Nach den mongolischen Ilkhanen kamen die Mongolen unter Timur, auch er ließ die kaum wiederaufgebaute Stadt 1386 und 1393 erneut zerstören, alle Einwohner wurden getötet. Nach den Timuriden beherrschten die Turkmenen und dann die persischen Safawiden die Stadt.
Nach den Wirren der beiden Weltkriege, wo Hamadan zeitweise unter türkischer, russischer ja sogar deutscher Besatzung war, konnte 1918 wieder durch persische Schahs regiert werden. Zuletzt wurde Hamadan im 1. Golfkrieg durch die Irakische Luftwaffe zerstört.
Die Teppichtradition der Stadt Hamadan ist nicht so alt, wie andere große Teppichzentren, wi e Isfahan, Täbris, etc. Jedoch hat sich im Laufe der Jahre Hamadan und die dort anbietenden Nomaden des Hinterlandes den Teppichmarkt in Hamadan blühen und wachsen lassen. Die Teppiche aus den Stadtmanufakturen in Hamadan unterscheiden sich nunmehr zwischen der kommerziellen Massenware und schönen Teppichen, die an alte grundehrliche Produkte aus Hamadan erinnern und oft unter der Bezeichnung „Ekbatan“, des alten Stadtnamens auf den Markt kommen.
Im Großgebiet Hamadan gibt es unzählige Provenienzen wie z. B. Bortschalu, Djosan, Hosseinabad, Andjelas, Maslagan, Koltuk, Lilian Malayer, Khamseh, oder Tuyserkan etc.
- Bortschalu: Aus dem Gebiet zwischen Hamadan und Arak kommen die Bortschalu-Teppiche in den Handel. Durch die florale Musterung und typisch persischem Medallionen, ist eine Unterscheidung zum Kaukasischen Bordjalou, der ausschließlich Muster hat einfach.
- Djosan (sprich Dschosan): Südöstlich von Hamadan liegt der Teppichort Djosan. Hier stammen Teppiche mit ursprünglich dem Saruk ähnelndem Muster ab. Erzeugt werden die Teppiche in einer mittelfeinen Qualität ca. 200000 Knoten/m² in türkischem Knoten.
- Hoseynabad, Anjelas: Teppiche aus dem Umland um Hamadan kommen manchmal aus dem Teppichort Hoseynabad. Die Teppiche sind meist mittelfeine Qualitäten, die aufgrund ihrer guten Wolle, zu den stapazierfähigsten Teppichen des Hamadan Gebietes zählen. Ebenso kommen unter der Bezeichnung Anjelas (Endjelas ) Teppiche auf den Markt, die etwas feiner sind als die Hoseynabad.
Beide Teppichprovenienzen haben zumeist das Herati bzw. das Fisch (Mahi)-Muster. Zumeist umfasst das Hauptfeld mit dem durchgehenden Heratmuster eine weiße, bilderrahmenähnliche Hauptbordüre.
- Koltuk: Der Koltuk (auch Goltuk) gehört zur Familie der Kurdenteppiche, wird jedoch zumeist in Hamadan gehandelt. Ählichkeiten, sowohl in Muster als auch in der Herstellungsart, zum Bidjar, weisen nochmals auf die kurdische Abstammung der Koltuk Teppiche hin. Der Koltuk hat zumeist ein dunkelblaues Fond (Grundfläche), die durch eine Kontrastfarbe im 5-eckigen Mittelmedallion gekennzeichnet wird. Durch die Baumwoll Kette und Schuss, die eine ähnliche Struktur wie der Bidjar aufweist, wirkt der Teppich brettartig, ist aber auf der anderen Seite enorm strapazierfähig.
- Lilian: Die Lilian-Teppiche werden von Volksgruppen hergestellt, die ursprünglich im Kaukasus gelebt haben und von Schah Abbas I. aufgrund ihrer Wiederstände ins Landesinnere deportiert wurden. Ähnlich der Geschichte der Gashgais oder Afscharen, unterscheiden sich die Lilians in ihrem Musterbild erheblich von den Gashgai oder Afscharen Teppichen, die ihre kaukasischen Wurzeln nicht verbergen. Der Lilian hingegen ähnelt in der Musterung stark den Teppichen aus Mahal oder Saruk, ist jedoch gröber als der Saruk.
- Malayer: Früher unter dem namen Dawlatabad bekannt, ist der Malayer heute die zweitgrößte Stadt des Hamadan Gebietes und zählt mehr als 150000 Einwohner. Neben den hervorragenden Teppichen, ist Malayer bekannt für seine schönen Parkanlagen (Abbildung 1).
Die Teppiche aus Malayer sind sehr beliebt, vor allem aber aus dem Vorort Pir Mischan, wurden früher Teppiche erzeugt, die heute gerne mit gehobenen alten Senneh- und Ferragan verglichen werden.
Die Teppiche aus Malyer haben sowohl durchgehende Mir-i-Boteh Muster (Paisely Muster) als auch Medallione, Gebetsformate und Stufen-Rauten Medallions. Farblich tendieren sie gerne zu einem herrlich leuchtenden Rot und Elfenbein, wobei Teppiche auch in blau oder Beiger Grundfarbe existieren.
Die Teppiche sind ausschließlich auf Baumwoll Struktur geknüpft und es werden meist 200 000 Knoten/m² in türkischem Knoten eingearbeitet.
- Tuyserkan: Ist eine Stadt südlich von Hamadan, die bekannt ist für ihre Teppiche, die von ehemaligen Nomaden, meist auf einem schönen dunkelblauen Fond ein leuchtend krapprotes Medallion aufweisen. Die Formate der Teppiche sind meist 120 – 150 Breit und doppelt so lang, was auf ihre ehemalig nomadische Herkunft zurückzuführen ist. Sehr ähnlich dazu sind die Teppiche aus Nahawand.
- Tafresch: Am Rande des Hamadan Knüpfgebietes, fast schon mehr zugehörig zu den Teppichen des Ferragan-Saruk Gebietes, liegt die Stadt Tafresh (auch Tafrish). Die dort befindliche Universität hat einen ausgezeichneten Namen, so dass viele der Begründer der modernen Wissenschafen (Geologie, Botanik etc.) hier gelebt und von hier stammten.
Tafresch war und ist eine Hochburg der Zorastrischen Glaubens.
Die Teppiche haben bereits eine große Ähnlichkeit zu den Teppichen aus Arak. Vorwiegend kommen Teppiche bis zu einer Größe von 150 x 220 in den Handel. Die Musterung ist zumeist ein Zentralmedallion aus arabesken Formen, also bereits ähnlichkeiten zu Arak Teppichen. Auch sind die Tafresch Teppiche meist bereits feinere Teppiche (400000 Knoten/m²). Die Grundfarbe ist zumeist ein schönes Rot, welches durch schöne Blaue Füllfarben dekoriert werden.
Die Struktur ist ausschließlich auf Baumwolle (Kette und Schuss) und es wird ausschließlich in persischem Knoten geknüpft.
- Shahsavan: Die Shahsavan sind heute eine Konföderation verschiedener turksprachiger Stämme, die vor allem im Nord-Westen des Iran leben. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich einerseits nord-westlich von Ardebil (Shahsavan der Moghansteppe), über das Kurdengebiet (sowohl bei Hashtrud und Maineh) als auch nördlich von Bidjar, und auch nördlich von Teheran (Qazvin, Saveh und Veramin-Gruppe).
Ursprünglich war dieser Ausdruck eine Bezeichnung, der auf Schah Abbas I. der Große (Ende 16. Jhd.) zurückgeht. Er verlieh diesen Titel einer Armee von Freiwilligen, die ihm ergeben waren (Shahsavan = die den Shah lieben).
Die Shahsavan sind bekannt für ihre ganz typischen Zeltformen (Halbkugelförmig) (Abbildung 2), wodurch sie bereits aus der Ferne auch erkennbar sind.
Die Shahsavan sind bekannt für ihre ganz exquisiten Flachgewebe, die zunächst fälschlich als kaukasische Flachgewebe und Kelims bezeichnet wurden (vermutlich aufgrund der Musterähnlichkeit zu den kaukasischen Kelims). Erst als die Tehran Rug Society in den Siebziger Jahren eine Ausstellung zu den Shahsavan Texitlien organisierte, wurden die Shahsavan bekannt. Ihre Gewebe und Wirkereien sind zumeist Gebrauchsgegenstände der Nomaden, wie Truhendekorationen, Satteltaschen , Salz-taschen, Pferdedecken etc..
Die Flachgewebe werden sowohl in der Schlitzkelim-Technik, als auch als Dschadschem-Technik als auch als Verneh- und Sumakh-Technik hergestellt.
In neuerer Zeit kommen auch Shahsavan Teppiche auf den Markt. Von Bedeutung für die Sammler sind jedoch die Flachgewebe.
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Abbildung 1
Abbildung 2