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KURDESTAN – LURESTAN
- Bachtiari: Die Bachtiaren (Abbildung 1) sind ursprünglich Nomaden, die den Luren zugerechnet werden. Ihr Siedlungsraum erstreckt sich südöstlich von Isfahan entlang des Zagros Gebirges. Das Zentrum liegt hierbei bei Schahr-e-Kord. Heute sind etwa 65 % seßhaft.
Die Bachtiari waren stets treu der Zentralregierung ergeben. Der Schah ernannte einen Stammesführer, der dann die Geschicke leitete. Die Bachtiari sind Schiitische Muslime und die wohl berühmteste der Bachtiar war die 2001 verstorbene ehemalige Kaiserin von Persien Soraya Bakhtiari.
Die Teppiche der Bachtiaren kommen unter verschiedenen Namen auf den Markt, die dann meist unter dem Namen Bachtiar subsumiert werden. Einerseits kommen diese unter dem Namen der Unterstämme wie Babaheidari oder Tschaleschator auf den Markt. Andererseits gibt es auch Teppiche die unter dem Namen des Ortes Saman oder Hori auf den Markt gelangen. Ebenso gibt es Teppiche mit dem Namen Bibi-Baff, die der Legende nach von der Bachtiari Prinzessin Bibi hergestellt wurde, und besonders fein gearbeitete Bachtiari bezeichnen. Die Knüpfung ist in türkischem Knoten hergestellt.
Mustertechnisch gibt es verschiedene Ausformungen der Bachtiar Teppiche. Es gibt sie sowohl mit einem wuchtigen Zentralmedallion, als auch in den für Bachtiar typischen „Garten“-Muster, dem sog. Chahar Bagh-Muster, als Lebensbaum-Zypressenmuster, selten auch in dem Rosen-Muster, dem Farang-Gül.
- Bidjar (auch Bijar): Die Kleinstadt Bidjar zählte 2006 ca. 45.000 Einwohner – hat aufgrund seiner Teppiche, die den höchsten Qualitätsanforderungen gerecht werden, in der Teppichliteratur weltruhm erlangt. Leider existieren jedoch in den letzten Jahren neben den billigen Kopien aus Indien, mindere Qualitäten aus der Umgebung Bidjars, meist von den umliegenden Afscharen geknüpft. Die Manufakturen der kurdischen Kleinstadt Bidjar sind daher auch in höchstem Maße bemüht, den Qualitätsnimbus zu halten.
In der Teppichproduktion, die hier meist von Männern dominiert wird, nimmt Bidjar eine Sonderstellung ein, da hier das Einziehen eines dicken, besonders straff angezogenen, manchmal sogar feuchten Schussfadens nach jeder Knotenreihe, zur traditionellen Herstellungsmethode zählen. Dadurch erhält der Teppich eine besondere Festigkeit, die jedoch auch bei unsachgemäßer Behandlung brechen kann.
Von der Struktur her waren die alten Bidjars noch auf Wollstruktur, heute findet man jedoch ausschließlich Baumwolle. Meist dominiert der türkische Knoten, jedoch findet man auch Stücke mit persichem Knoten. Mustertechnisch exitieren Stücke in allen Mustern, von Spiegelmedallions, über Medallions, wie man sie häufig bei Hamadan Teppichen findet, bis zum durchgehenden Flächenmustern in Herat-Muster, Boteh etc.
- Kurden West-Irans: Die Kurden, ein indogermanisches Volk, das bereits seit vorchrist-licher Zeit in dem Gebiet zwischen dem Südosten der Türkei, dem Nordosten des Irak und dem Westen des Irans lebte, zählen zu den ältesten Volksgruppen des Vorderen Orients. Aufgrund der sprachlichen Ähnlichkeit vermutet man eine Abstammung auch von den Medern. Da sie in ihrer Geschichte selten einen eigenen Staat lenken durften, werden kulturelle Werte und Tradition groß geschrieben. Die Kurden zählen im Iran ca. 4 – 4,5 Mio Einwohner, wobei der Großteil in der Gegend um Kermanshah, Sanandadj und Hamadan leben. Ein Teil der Bevölkerung lebt noch immer als Nomaden und ein anderer Teil als seßhafte Bauern. Die Nomaden züchten zumeist Schafe und Ziegen, die seßhaften Bauern ernten vorwiegend Baumwolle, Getreide und Tabak.
Aufgrund des nomadischen Ursprungs der Kurden sin d Wolle und Schuss, vor allem bei älteren Teppichen üblich. Manchmal sogar Ziegenhaar. Von den erzeugten Größen her ist der Kurden Teppich eher in Kleinformaten (80 – 150 cm Breit und 100 – 200 cm Lang), häufig auch quadratisch, zu finden. Von der Färbung her sind fast ausschließlich Pflanzenfarben im Einsatz. Von der Knüpfung her findet man sowohl den türkischen als auch den persischen Knoten, der jedoch eher grob geknüpft wird. Alte Kurdische Teppiche haben einen hohen Gebrauchs- und Liebhaberwert.
- Luren (Abbildung 2): Die Luren (Abbildung 3) sind, ähnlich wie die Kurden, ein altes iranisches Volk, die entlang vom Zagros-Gebirge beheimatet sind und bis in die Region Fars (Südpersien) zu finden sind. Bis 1900 waren sie ausschließlich Nomaden, wobei sowohl der vorletzte als auch der letzte Schah Persiens (Pahlevi-Dynastie) die Luren vom Nomadismus zur Seßhaftigkeit zwingen wollte. Heute gibt es wieder mehr Nomaden unter den Luren.
Lori, ist eine persische Sprache, die in Lure-Bozorg (Groß-Lurisch), di e vor allem von Bachtiaren gesprochen werden, und Lure-Kuchik (Klein-Lurisch), die von den Luren selbst gesprochen wird.
Die Luren produzieren zumeist Teppiche, deren Schuss und Kette auf Schafwolle produziert wird. Die Knüpfung ist eher grob (max. 100000 Knoten/m²) in türkischem Knoten. Die Designs sind jahrhundertealte überlieferte geometrische Muster, die aufgrund des hohen Flors, manchmal etwas „unscharf“ wirken, was jedoch keine Wertminderung darstellt. Die Vorzüge der Luri-Teppiche liegen vor allem in der traditionellen und ursprünglichen Herstellmethoden, die sich in schönen Pflanzenfarben und natur-versponnener Wolle wiederspiegeln. Alte Loris werden von Sammlern sehr geschätzt.
- Saudsch-Bulag: Nahe der Grenze zur persischen Provinz Aserbeidschan liegt der Urmia-See, ca. 30 km vom südlichem Ufer liegt die Kurden-Metropole Mahabad. Der Saudsch-Bulag, was wörtlich übersetzt, die „kalte Quelle“ bedeutet, stammt der Name dieser sehr schönen und meist alten bis antiken Teppiche der Kurden.
- Senneh: Wenn man heute den Ortsnamen Senneh sucht, findet man kein Ergebnis, da Shah Nadir im 18. Jahrhundert die Stadt in Sanandadsch umbenannte. Sanandadsch ist heute die Hauptstadt der Provinz Kordestan und hat ca. 850.000 Einwohner. Das heutige Sanandadsch ist etwas älter als 300 Jahre. Damals bauten die Perser eine Burg in der Nähe des Dorfes Sine/Senneh. Burg bedeutet auf Persisch Dadsch, so dass die Siedlung, die sich um die Burg herum entwickelte, Senneh-Dadsch hieß, daraus abgeleitet ist der jetzige Name Sanandadsch. Von der ersten Siedlung Senneh ist heute nichts mehr übrig. Jahrhundertelang war die Stadt auch die Hauptstadt des Fürstentums der Ardalan. Heutzutage ist sie eine der bekanntesten Städte im Westiran. Sehenswert ist das Dorf Salavat Abad (Abbildung 4), die Festung Palangan (Abbildung 5), sowie das Sanandadsch-Museum (Abbildung 6).
Senneh hat in der Vergangenheit den feinsten Teppichknoten in Persien hervorgebracht. Das gilt sowohl für die Feinheit der Knüpfung als auch für alle Web- und Sticktechniken. Genauigkeit der Muster, Harmonie der Farben und der Musterlösungen in Fond, Ecken und Bordüren machten die alten Senneh zu Spitzenerzeugnissen persischer Knüpfkunst.
Die neueren Senneh sind in der Art ähnlich wie die Bidjar, wobei Senneh nicht so dicht genüpft sind wie die Bidjar.
Alte und Antike Sennehs werden in allen Formaten und Verwendungszwecken angeboten. Ob als Runde Tischdecke, Pferdesalttel, Läufer, Hauptteppiche etc..
Senneh hat auch sehr feine Kelims und Stickereien. Die vorwiegenden Muster sind das Herati-Muster, Boteh-Muster, die gerne in einem flächenrapport dargestellt werden, Medallione, sowie Lebensbäume. Die alten Senneh sind wie bereits erwähnt sehr, sehr fein. Teppiche mit über 800 000 Knoten/m² sind keine Seltenheit – auch bei neuen Senneh Teppichen sollte eine Feinheit von 300 – 500 Tausend Knoten/m² gegeben sein.
Alte Sennehs zählen zu den beliebtesten Sammlerstücken überhaupt, da sie bei Auktionen in der Vergangenheit Höchstpreise erzielt haben.
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Abbildung 1
Abbildung 2
Abbildung 3
Abbildung 4
Abbildung 5
Abbildung 5