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Kasak
Der Kasak ist der typische Vertreter des kaukasischen Hochlandteppichs. Der Flor ist hoch und oft sogar etwas zottig. Die Knüpfung ist grob bis mittelfein. Die meist großflächige, geometrische Musterung verleiht dem Kasak eine ungeheuere Aussagekraft. Der Kasak ist ein Individualist bei dem man keine Regeln oder exakte Musterpräzision erwarten kann und strahlt deswegen eine faszinierende Urtümlichkeit und Eigenwilligkeit aus.
- Lori-Pampak: Östlich von Fachralo und südlich von Tiflis liegt das Dorf Lori-Pampak. Wie schon der Name dieser Ortschaft vermuten läßt, leben hier neben den einheimischen Armeniern auch zahlreiche Luren. Die Teppiche aus Lori-Pampak weisen sogar für Kasaks einen enorm hohen Flor auf, der bis zu 12 Millimeter hoch sein kann. Es gibt zwei Motive die vor allem in Lori-Pampak produziert werden. Das Hauptmotiv ist das sogenannte Kreuzblütenmotiv. Oft ist der Fond in einem satten Krapprot gehalten aus dem 2 Nebenmedaillions und 1 Hauptmedaillion hervorstechen. Im Hauptmedaillion, daß in naturbelassener Wolle gehalten ist, kommt meist in grüner Farbe die sogenannte Kreuzblüte zur Geltung. Das Kreuzblütenmotiv dürfte ursprünglich ein Tiermotiv darstellen, das abstrahiert worden ist.
Der 2. Typus zeigt 3 Medaillons, deren Form laut Doris Eder an die 3 Medaillon-Teppiche Ost-Turkestans erinnert, wo sie als Altarteppiche dienten, die als Sitz Buddhas und seiner Jünger gelten.
(Abbildung 1, Nagel Auktionen "Rugs & Carpets" Sale 39T, November 5th 2002, Quelle Spongobongo.com)
- Sevan Kasak: Um den Sevan See ist dieser wuchtige Kasak-Typ beheimatet. Der Sevan-Kasak hat alle Merkmale des Kasaks, wie hohen Flor, schweren Griff, klare kräftige Farben und eine großflächige Musterung. Das schildförmige Innenfeld wird von einem weiß-grundigem Band eingerahmt. Der Sevan-Kasak ist der Vorläufer des Schild-Kasaks, der ebenfalls in dieser Region hergestellt wurde.
- Schild-Kasak: Die Weiterentwicklung des Sevan-Kasaks stellt der Schild-Kasak dar, der wegen seiner Ähnlichkeit zu einem Malteser-Schild seinen Namen erhalten hat. Meist ist die Fondfarbe ein sattes Krapprot, aus dem in einem blau-grau-grünen Farbton das Schildmotiv heraussticht. Umgeben wird das "Schild" von einem weißen Band, das mit diversen Füllmotiven, wie zum Beispiel Achtzacksterne, dekoriert ist. Ebenfalls charakteristisch sind die "U"-Formen, im oberen und unteren Bereich des Schildes. Im Zentrum des Schildes findet man eine rote Kartusche, in dem ein Achzackstern von Doppelhaken umrahmt, dargestellt wird. (Abbildung 2, Quelle: Spongobongo.com)
- Fachralo-Kasak: Fachralo ist eine Stadt im kleinen Kaukasus, südöstlich von Tiflis gelegen. Der Fachralo-Kasak weist für einen Kasak einen eher niedrigen Flor auf, da die Florhöhe meist lediglich 5 bis 7 Millimeter beträgt. Charakteristisch für diesen Typus des Kasaks ist das Muster, das sich aus einem länglichen Rechteck aufbaut. Aus diesem Rechteck ragen zwei große und zwei kleine Dreiecke heraus. Die gesamte Form wird von einem weißen Rand umrahmt. Dieses Medaillon, daß in kleinen Stücken einmal, ansonsten meist doppelt oder dreifach dargestellt wird. Sehr oft sind Fachralo-Kasaks in Form eines Gebetsteppichs gearbeitet. (Abbildung 3, Quelle: Privatbesitz Kunde, Wien)
- Karachoph-Kasak: Das Dorf Karachoph liegt nördlich des Sevan-Sees. Anhand des Karachophs läßt sich die unterschiedliche Entwicklung des kaukasischen Teppichs vom anatolischen Teppich schön veranschaulichen. Der Karachoph ist in zwei charakteristischen Mustern bekannt. Die erste, sie erinnert stark an einen Bergama-Teppich aus Anatolien, hat ein zentrales Achteck (Oktogon), daß meist in weißer naturbelassener Farbe gehalten ist und so deutlich aus dem kleingemusterten "Schachbrettmotiv" im Hintergrund hervorsticht. Die Ecken des Mittelfelds werden durch vier hakenbesetzten Quadraten gefüllt, die innerhalb des Quadrates Achtzacksterne mit diagonal alternierenden Farben zeigen.
Der Zweite Typus des Karachoph-Kasaks ist die ebenfalls charakteristische, jedoch eher unbekannte Karachoph-Musterung, die durch große, leuchtend rote Polygone dargestellt wird. Die Polygone wechseln mit weißen Rechtecken. Innerhalb der weißen Rechtecke findet man die für Karachophs typischen roten Hakenstangen. (Abbildung 4, Quelle: Spongobongo.com)
- Bordjalou-Kasak: In der Ortschaft Bordjalou, südlich von Tiflis, werden von den Bordjalou-Kosaken diese unverwechselbaren Teppiche geknüpft. Die Bordjalou-Musterung ist gekennzeichnet von der Überbetonung der Bordüre, die nicht selten im Verhältnis 2:1 zum quadratisch kassettieren Fond stehen. Die archaisch wirkende Bordürenzeichnung zeigt fast immer geometrische Muster, meist aneinander gereihte Zackenrauten, die auf dem hellen, naturbelassenen Hintergrund besonders deutlich hervortreten Manchmal sind auch Gebetsteppiche mit der Bordjalou-Zeichnung zu finden. (Abbildung 5, Quelle: Privatbesitz Kunde, Wien)
- Lambalo-Kasak: Lambalo ist eine Siedlung in Georgien, südlich von Tiflis gelegen, wo man Teppiche, die einen festen und oft seidigen Griff haben. Charakteristisch ist die fünffache Bordüre, die im Gesamtbild des Teppichs dominiert. Die typische Bordüre des Lambalo ist die sogenannte Granatapfelbordüre. Diese Granatapfeldarstellung stammt ursprünglich aus Ost-Turkestan, wo sie das männliche Befruchtunsprinzip symbolisiert. Wenn die Kapsel des Granatapfels aufspringt so befruchtet sie den Fruchtknoten einer anderen Pflanze. Diese Tatsache wurde zur Symbolisierung der Fruchtbarkeit verwendet.
- Schulaver-Kasak: Schulaver ist ein Dorf, das zwischen Lambalo und Fachralo liegt, und zu jenen Kasak-Typen zählt, die eine feinere Knüpfung aufweisen. Wenn man die feste Wolle greift so wirkt diese samtartig. Aufgrund ihrer Seltenheit erzielen gut erhaltene Schulaver-Kasaks einen höheren Preis als die meisten "gewöhnlichen" Kasaks. Das Mustermerkmal des Schulaver ist, daß 2 Flächenrapportmuster übereinander liegen. Einerseits wird der Fond durch Quadratfelder gefüllt, andrerseits wird durchgehend ein rautenähnliches He-xagonalmuster kettförmig abgebildet. Schulaver-Kasaks kommen fast ausschließlich als Läufer-Formate vor. (Abbildung 6, Quelle: Sotheby's Auctions » Fine Oriental and European Carpets - RESCHEDULED20 Sep 01 10:15 AM Sale NY7704 lot 85)
- Kasak-Teppiche, die aufgrund ihres Musters klassifiziert werden: Neben den Ortschaften wird manchmal auch die Musterung des Teppichs als Hilfsmittel zur Klassifikation verwendet. Zu diesen spezifischen Mustern zählen der Schikli-Kasak, der Gebets-Kasak, der Lebensbaum-Kasak, Kasak mit Stufenpolygonen und Kasak mit Kassettierung.
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Abbildung 1
Abbildung 2
Abbildung 3
Abbildung 4
Abbildung 5
Abbildung 6