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Ostpersien
Die bisher besprochenen Gebiete im Norden, Mittel und Sürdpersien werden von den Wüsten Dasht-e-Kavir (Salzwüste) und die Dasht-e-Lut (Wüste Lut) vom Osten des Iran, die Provinz Khorasan mit der Heiligen Stadt Mashad als Provinzhauptstadt getrennt.
Die Teppiche Khorasan können nicht streng mit jenen Afghanistans und jenen im Süden des Irans (z. B. Kerman) getrennt werden. Herat, heute in Afghanistan gelegen, hatte mehr mit den Teppichen Mashads gemeinsam, als die Teppiche aus Isfahan oder Kashan. Mashad galt und gilt heute noch als Tor nach Khotan und Ost-Turkestan. Die im Umfeld von Mashad lebenden Beludsch-Nomaden haben eine enge Verbindung zu den Teppichen Turkmenistan und Afghanistans. In Afghanistan werden heute auch die meisten Beludsch Teppiche produziert, denn die Nomaden im Iran sind eher dem Druck der Seßhaftwerdung ausgesetzt als ihre Afghanischen Verwandten.
Herat, heute in Afghanistan gelegen, und Mashad werden seit Jahrhunderten zu den vier bedeutendsten persischen Knüpfzentren gezählt (Täbris im Norden, Isfahan und Kashan in Zentralpersien, Schiraz und Kerman im Süden und Mashad und Herat im Osten).
- Beludsch: Die Beludschen sind ein Nomadenvolk, deren Stämme im Gebiet zwischen Persien, Afghanistan und Pakistan umherziehen (Abbildung 1, Quelle Wikipedia.de). Insgesamt dürften es ca. 5,6 Mio Menschen sein, wobei ca. 1 Mio im Iran leben. Von der Abstammung dürften die Beludschen von alten Turkmenenvölkern in den Osten Irans eingewandert sein. Ihre Sprache Beludschi ist jedoch eine iranische Sprache. Sie sind fast ausschließlich Sunniten hanafitischer Richtung, im Gegensatz zu den schiitischen Iranern.
Auf ihren Zügen durch die Wüsten Kavir, Lut, Noamid und Margo knüpfen ausschließlich die Frauen der Beludsch auf primitivsten Knüpfrahmen feinste Erzeugnisse in meist kleinen Formaten. Teile der Beludsch, vor allem auch im Iran (um die Gegend von Mashad herum) kommen auch größere Formate auf den Markt (Torbat-e-Jam, Torbat-e-Haydari). Doch zum überwiegenden Anteil kommen kleine Formate und angewandte Textilien in den Handel (Satteltaschen, Salztaschen, Fensterdekorationen etc.). Charakteristisch für die Beludsch, hier vor allem für die persischen Beludsch ist die farbliche Zusammenstellung in Rot/Blau Farben, die ausschließlich aus Pflanzenfarben gewonnen werden. Manchmal, vor allem bei den Kaudani-Gebetsteppichen (Kaudani =Unterstamm der Beludsch im Grenzgebiet Iran – Afghanistan) kommt als Grundfarbe ein helles braun/beige aus naturbelassener Schafwolle zum Einsatz. Die Muster der Beludsch sind sehr stark in Korrelation mit den Mustern Zentralasiens zu sehen. Teilweise werden ohne es zu wissen die Turkmenischen Göls im Iran geknüpft und umgekehrt. Göls sind die Hauptmotive der turkmenischen und Beludsch-Nomaden, die meist auch wie Stammessymbole verwendet werden. Während in den Turkmenischen Gebieten die Zuordnung der Göls eindeutiger möglich ist, vermischen sich bei den Beludsch die Göls sehr oft untereinander, so dass eine Zuordnung rein durch die Göls nicht möglich ist.
Die traditionellen Beludsch werden ausschließlich auf Wolle mit Ziegenhaar, oder Schafwolle gearbeitet. Neuer Beludsch aus dem Grenzgebiet in Pakistan, wo Beludsch leider auch in Manufakturen nachgeknüpft werden, kommen auch mit Baumwolle in den Handel.
Wichtig wie bei allen Turkmenischen Teppichen ist es auch bei Beludsch Erzeugnissen wichtig die Originale Seitenabschlüsse, sowie die Kelim-Dekorationsabschlussborte , so weit wie möglich, zu erhalten. In diesen Abschlussborten werden sehr oft Stickereien, Sumakhtechniken etc. eingewebt, wodurch eine Zuordnung zu einem Gebiet möglich wird.
Beludsch Teppiche sind sehr oft mittelfein bis feiner mit einer Dichte von bis zu 350000 Knoten/m² . Beludschen erfreuen sich bereits seit einigen Jahren großer Beliebtheit bei Sammlern und alte bis antike Beludsch erreichen dementsprechend hohe Werte.
- Kaschmar: Kashmar Teppiche werden im Mashad-Stil geknüpft. Zumeist werden Kashmar in einem dekorativen Dunkelblau, manchmal in einem Hellbraun oder Beige gearbeitet. Markantes Kennzeichen sind die äußerst dekorativen Bordüren, die mit Vasen etc. fast etwas Barock anmutenden Zeichnungen gemustert werden. Die Kette und der Schuss sind mit fester Baumwolle gearbeitet, wodurch Kashmar manchmal einen etwas „steifen“ Griff haben. Durch die feine Knüpfung, manchmal bis 300000 Knoten/m² sind Kashmar sehr strapazfähig, jedoch muss man auch hier die etwas trockenere und weichere Wolle des Khorasan berücksichtigen, die nach etwa 50 – 60 Jahren abgetreten wird.
- Mashad: Mashad gilt als eine der sieben heiligen Stätten des schiitischen Islams, weil dort die heilige Goharshaad-Moschee liegt. Die Stadt ist ein wichtiges politisches und religiöses Zentrum, mit fast 2,5 Mio Einwohnern ist sie die 2. Größte Stadt des Iran. jährlich besuchen sie mehr als 100.000 schiitische Pilger. Die besondere religiöse Bedeutung Mashads für den Iran ergibt sich aus der Tatsache, dass der hier beerdigte (achte) Imam Reza der einzige der zwölf schiitischen Imame ist, dessen Grabmal sich auf iranischem Boden befindet. Dadurch ist sie eine Art „Ersatzpilgerstätte“ für den kleinen Mann, der sich eine „Hadsch“ nach Mekka nie leisten kann, so kann er zumindest nach Mashad reisen. Gschichtlich ist Mashad außerdem auch wegen der Tatsache interessant, dass Nadir Schah von 1736 – 1748 in Mashad regierte. Stadt wird durch die Eisenbahn mit Teheran verbunden und besitzt einen Flughafen. Bereits früh profitierte die Stadt an der Tatsache, dass sie an der Seidenstraße lag. Sie liegt in einer landwirtschaftlich geprägten Region. Hauptprodukte sind Wolle und die daraus hergestellten Teppiche. In der Stadt gibt es auch eine Universität.
Sehenswürdigkeiten: Moschee und Grabstätte von Imam Reza (Abbildung 2).
Teppiche aus Mashad haben eine lange Tradition. Auch wenn in den deutschsprachigen Ländern Mashad etwas eine „untergeordnete“ Rolle innehat, so zählt Mashad zu den 4 großen Zentren persischer Knüpfkunst. In England hingegen zählen Mashad Teppichen zu den absoluten Highlights. Geknüpft werden zumeist Hauptteppiche, oft auch extreme Übergrößen. Als Hauptfarben kommen meist ein rot, manchmal ein blaurot oder weinrot zur Anwendung. Manchmal sind auch sürmeyblaue Mashad zu finden. Sehr oft finden sich in Mashad Teppichen Medallion, Spiegel aber auch flächendeckende „Herati“-Muster (Fischmuster). Die Teppiche haben Schuss und Kette aus Baumwolle und einer feinen bis sehr feinen persischer Knüpfung. Besonders die Teppiche der Manufaktur Amougli Ende des 19. und im 20. Jahrhundert zählen zu besonders geschätzten Teppichen aus Mashad.
Leider kommen seit einigen Jahren unter der Bezeichnung Mashad Teppiche in den Handel, der den Namen nicht verdient. Einerseits wird die Knüpfung in einem „falschen“ Dschofti Knoten gearbeitet, andererseits kommen Abfallwolle zum Einsatz. Der günstige Preis der Teppiche verleitet viele zum Kauf, jedoch wird dadurch dem Mashad Teppich ein Reputationsschaden zugefügt.
- Moud/Birdjand: Der Moud (Mud) ist ein kleiner Ort südlich von Birdjand. Hier werden Teppiche im Stil von Mashad geknüpft. Sehr oft werden hier auf einer beigen Grundfarbe in einem schönen Blau als Kontrastfarbe das „Herati“-Muster (auch Fisch-im Teich Muster = „Mahi“-Muster) oder das Boteh-Muster im endlosen Rapport geknüpft. Geknüpft werden Brücken, Hauptteppiche aber auch Läufer.
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Abbildung 1
Abbildung 2