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Färbung & Beize
Das Färben von Textilien ist ein altes Handwerk, das bereits bei Herodot (480 - 425 v. Chr.) erwähnt wird. Auf diese Färbekenntnisse fußend, wurde die Färbung der Teppichmaterialien meist innerhalb der Familien von Generation zu Generation überliefert, und auf die selbe, traditionelle und oft geheime Weise durchgeführt. Auf der Londoner Weltausstellung von 1851 wurden erstmals Anilinfarben (chemischer Grundstoff) gezeigt. 1856 kamen diese auf den Markt, wo sie ab 1858 von den orientalischen Knüpfzentren importiert wurden. Die ersten Teppiche, die mit chemischen Anilinfarben gefärbt wurden, stellten die Färber überhaupt nicht zufrieden, da diese weder wasser- noch lichtecht waren. Auch die beiden Weltkriege schränkte die Einfuhr von chemischen Farben stark ein.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden allmählich Chromfarben verwendet, die heute ebenso wasser-resistent sind wie Pflanzenfarben. Dagegen gibt es keine Farben die als Lichtecht zu bezeichnen wären. Beide, sowohl chemische als auch Pflanzenfarben verändern ihre Farbgebung unter UV-Licht Einstrahlung.
Die wichtigsten pflanzlichen und tierischen Farbstoffe unterscheidet man nach der Art und Weise der Fixierung auf der Wolle:
- Küppenfarbstoffe
Indigo (Indigoderivat) (Abbildung 1) – blau, Färberwaid (blau) (Abbildung 2)
Tierische Farbstoffe wurden nur sehr selten in der Teppichwollwärbung eingesetzt, da diese durchwegs sehr teuer in Herstellung sind und langwierig in der Gewinnung Cochenille (Kermesschildlaus) (Abbildung 3) erzeugt ein spezielles Rot. Purpur (violett) (Abbildung 4) wird aus den Kiemen der Purpurschnecke gewonnen. Aus 40000 Schnecken gewinnt man 1 g des Purpur Farbstoffes.
Obige Farbstoffe werden unter Anwendung von Reduktionsmitteln in wasserlösliche, farblose Basen verändert, die dann beim Trocknen an der Luft, oxidieren und so den jeweiligen Farbton annehmen (Blau bei Indigo, Färberwaid), Purpur, Cochenille Rot. Alle Blau und tierischen Farbstoffe benötigen die Küpenfärbung um auf der Wolle fixiert zu werden. Als Reduktionsmittel werden (am häufigsten) eingesetzt: Natriumhydrogensulfit (NaHSO3), Natriumdithionit (Na2S2O4). Bis in das 19. Jahrhundert wurden als Reduktionsmittel auf Harnstoff basierende Mischungen verwendet.
- Beizfarbstoffe
Krapppflanze (rot) (Abbildung 5), Färbersumach (gelb) (Abbildung 6), Färberwau (gelb) (Abbildung 7), Safran (braungelb) (Abbildung 8)
Diese Farbstoffe werden wiederum können erst dann von der Faser aufgenommen werden, wenn die Faser mit einem Beizmittel wie z. B. Alaun vorbearbeitet werden . Das heißt zuerst wird die Faser behandelt und mit dem Alaunsalzen (Beize) eingetaucht und dann in ein Farbbad gegeben, wo dann die Färbung erfolgt.
- Gerbfarbstoffe
Nussschalen (Abbildung 9), Eichenrinde (Abbildung 10)
Diese Farbstoffe können ohne Zusatzbehandlung direkt von der Faser aufgenommen werden.
Gerbstoffhältige Pflanzenextrakte gemeinsam mit Eisensalzen ergeben einen Schwarzton. Die schwarz gefärbte Wolle tendiert bei Lufteinfluß zu oxidieren. Dieser Effekt wird sehr oft bei neuen Teppichen zwecks Erzeugung eines „Alt“-Effektes angewandt.
Abschließend zur Färbung möchte ich den Begriff der „Abrasche“ (Abbildung 11) erwähnen: damit bezeichnet man den Farbunterschied innerhalb eines Frabtones, die bei Teppichen in Heimarbeit dann entstehen, wenn die Wolle ausgeht und eine nächste Schur abgewartet werden muss, um wieder neu einzufärben. Durch die unterschieldliche Struktur der Wolle der Schafe reagiert jeder Farbton nach einigen Jahren der Nutzung, so dass einige Farbnuancen unterschiedlich erscheinen. Abraschen stellen jedoch keine Wertminderung dar.
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Abbildung 1
Abbildung 2
Abbildung 3
Abbildung 4
Abbildung 5
Abbildung 6
Abbildung 7
Abbildung 8
Abbildung 9
Abbildung 10
Abbildung 11